Clemens Ottnad, 2010

Text zur Ausstellung Urbane Areale im Kunstverein Reutlingen, 2010

 

Gesehen und fotografiert von Axel Philipp in der französischen Provinz, zeigt sich Leerstand von Ladengeschäften kaschiert durch von innen weiß getünchte Schaufensterscheiben. Urbane Architektur wird somit entfunktionalisiert, ebenso konsumorientierte Zurschaustellung von Ware. Anonymen Malgesten gleich sind dabei unbeabsichtigt entstandene informelle Bildkompositionen in den Fokus gerückt, abhängig von Technik, Temperament und Geschicklichkeit unbekannter Nichtkünstler-Maler. Mal sind es schlierig durchscheinende Farbbahnen, mal serielle Kreisformen. Reste von Schriftzügen, Schildern ordnen sich darin unter. Je nach Farbdichte und Lichteinfall bilden die - zum Innenraum hin blickversperrenden – Glasfronten Reflexionsflächen, in denen sich das urbane Umfeld mit seinem Inventar widerspiegelt.

 

Ein Bild im Bild im Bild entsteht, in dem der Betrachter zunächst mit dem Ausdrucksmedium Fotografie konfrontiert ist. In der panoramischen Darstellung selbst ist er jedoch gleichzeitig vor der semitransparanten Farbflächenmembran der Glasfassade, befasst sich mit Mutmaßungen zum temporär unsichtbaren Innenraum (des Ladeninneren nämlich) und sieht zudem das hinter seinen Augen liegende sich spiegelnde Umfeld (von Straße und gegenüberliegender Straßenseite)- in der Tat vielschichtige Areale!

 

Clemens Ottnad